Neuer Tarifvertrag in Apotheken – Was für die Umsetzung wichtig ist
Die Apothekengehälter im Tarifvertrag wurden angepasst, ebenso wie Arbeitszeiten und Urlaubstage für Apothekenmitarbeiter. Das bedeutet, dass nicht nur finanzielle Aspekte zu beachten sind, sondern gegebenenfalls auch Anpassungen von Strukturen und Prozessen. Die Reduzierung der 40-Stunden-Woche und die Erhöhung der Urlaubstage führen dazu, dass in der Apotheke weniger Mitarbeiterstunden zur Verfügung stehen. Wir zeigen Ihnen, welche Chancen Sie angesichts dieser Herausforderungen nutzen sollten.
Die Umstellung von einer 40-Stunden-Woche auf eine 39-Stunden-Woche wird für viele Apotheken in Zeiten der Personalknappheit eine Herausforderung sein. Gleichzeitig bietet sie aber auch die Chance, die Organisation der Apotheke zu hinterfragen und zu optimieren.
Folgende Fragestellungen sind wichtig zu beantworten.
Wie viele Stunden pro Woche steht das Apothekenteam insgesamt weniger zur Verfügung?
Die Reduzierung der wöchentlichen Stundenarbeitszeit von 40 auf 39 Stunden betrifft nur die Vollzeit- und nicht die Teilzeit-Mitarbeiter. Da durchschnittlich rund 70 Prozent der Apothekenmitarbeiter in Teilzeit tätig sind, ist die Auswirkung in einer Gesamtbetrachtung weniger spürbar. Ausnahmen bestätigen die Regel, denn selbstverständlich gibt es Apotheken, in denen überwiegend Vollzeit-Mitarbeiter tätig sind und somit die verfügbaren Mitarbeiterstunden stärker schrumpfen.
Sollen die Vollzeit-Mitarbeiter auf 39 Arbeitsstunden pro Woche umgestellt werden oder ist die Beibehaltung der 40-Stunden-Woche notwendig und sinnvoll?
Bei einer Weiterbeschäftigung aller oder ausgewählter Vollzeit-Mitarbeiter mit einer wöchentlichen Arbeitszeit von 40 Stunden erhöht sich das Monatsgehalt um jeweils rund 2,6 Prozent. In Anbetracht der aktuellen wirtschaftlichen Situation der Apotheke sollte jedoch geprüft werden, ob diese damit einhergehende Kostensteigerung tragbar ist.
Gibt es Mitarbeiter im Apothekenteam, die weiterhin 40 Stunden arbeiten möchten, um mehr Gehalt verdienen zu können?
Sind diese Stunden für die Organisation und für die Aufgaben in der Apotheke notwendig? Oder ergeben sich bei der Prüfung von Strukturen und Prozessen Optimierungspotentiale?
Ist es notwendig oder sinnvoll, die Öffnungszeiten zu reduzieren?
Um diese Frage beantworten zu können, sollte zunächst eine Kunden-Frequenzanalyse durchgeführt werden. Zu prüfen ist, ob Aufgaben und Angebote einer Apotheke mit geringeren Öffnungszeiten angepasst werden könnten. Dabei ist natürlich das Kundenverhalten zu berücksichtigen. Unsere Öffnungszeitenoptimierung unterstützt Sie bei der Entscheidungsfindung.
Können reduziert verfügbare Mitarbeiterstunden durch Optimierung von Strukturen und Prozessen aufgefangen werden?
Im Rahmen einer Schwachstellenanalyse werden Probleme wie beispielsweise fehlende Standards, fehlende Anweisungen, das Festhalten an Traditionen, Doppelarbeit und ähnliche Faktoren offenbar. Bei der Umsetzung von Verbesserungsmaßnahmen erfolgt in der Regel eine Anpassung der Strukturen.
Natürlich können noch nicht alle gestellten Fragen abschließend beantwortet werden. Unsere Anmerkungen zielen darauf ab, darauf hinzuweisen, dass die Veränderungen des Tarifvertrags und des Bundesrahmentarifvertrags nicht nur einfach umgesetzt, sondern auch Gestaltungsspielräume – und seien sie noch so klein – genutzt werden sollten. Die gestellten Fragen können zudem als Vorbereitung für die anstehenden Gespräche mit den Mitarbeitern genutzt werden.
Geeignet ist eine Teamsitzung mit allen Mitarbeitern, in dem die Inhalte des Tarifvertrags und des Bundesrahmentarifvertrags vorgestellt werden. In solch einem Treffen kann dann gemeinsam darüber diskutiert werden, welche Veränderungen anstehen und wie diese in der Apotheke umgesetzt werden können.
Unser Tipp
Setzen Sie sich zusammen, reden Sie miteinander, lassen Sie Unangenehmes und Ärgerliches nicht außen vor. Schauen Sie gemeinsam, wie Sie als Team die Zukunft Ihrer Apotheke gestalten können. Unsere Erfahrung zeigt, dass im Austausch neue Potenziale und Ressourcen sichtbar werden.